LNG oder Wasserstoff in den Lkw? - Handwerk Nordfriesland

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    LNG oder Wasserstoff in den Lkw?



    Logistik- und Erneuerbaren-Branche diskutieren ĂŒber zukunftsfĂ€higen Schwerlastverkehr.

    Mit der Befreiung von der MautgebĂŒhr und einem Investitionszuschuss von 8.000 bis 40.000 Euro fĂŒr Lastkraftwagen (Lkw) von ĂŒber 7,5 Tonnen fördert das Bundesverkehrsministerium alternative Antriebe im GĂŒterverkehr. Darunter fallen Gas (CNG), FlĂŒssiggas (LNG), Batterie- oder Brennstoffzellen-elektrische Antriebe mit Wasserstoff als EnergietrĂ€ger. Welche dieser Antriebstechnologien bietet die grĂ¶ĂŸten Vorteile hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, regionaler Wertschöpfung und Klimaschutz? Um diese Fragen zu beantworten und die Logistik- mit der Erneuerbare-Energien-Branche zu vernetzen, hatte die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) zur EE-Werkstatt „LNG oder Wasserstoff - Handlungsoptionen fĂŒr die Logistik-Branche“ ins GrĂŒnderzentrum LOG-IN der Wirtschaftsagentur NeumĂŒnster eingeladen. NeumĂŒnsters OberbĂŒrgermeister Dr. Olaf Tauras begrĂŒĂŸte die 80 Teilnehmer.

    Veranstaltungspartner und Sponsoren waren die Logistik-Initiative Schleswig-Holstein, der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein e.V., MBA NeumĂŒnster GmbH, Herbert Voigt GmbH & Co. KG und der Unternehmensverband Mittelholstein e. V.
    „Ich glaube, dass beide EnergietrĂ€ger sich gut ergĂ€nzen“, sagte Kurt-Christoph von Knobelsdorff vom schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium zur Frage „LNG oder Wasserstoff“. Wie Andreas Lischke vom DLR-Institut fĂŒr Verkehrsforschung aus Berlin im Eingangsreferat erklĂ€rt hatte, ist LNG zwar ein fossiler Brennstoff und trĂ€gt damit kaum zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei, doch bei seiner Verbrennung entstehen 50 % weniger Stickoxide und kaum Feinstaub.

    „LNG als Kraftstoff wird fĂŒr den Klimaschutz noch interessanter, wenn man synthetische Kraftstoffe beimischt“, fĂŒhrte von Knobelsdorff aus. Wasserstoff, hergestellt mithilfe von Wind- oder Sonnenstrom – so genannter „grĂŒner Wasserstoff“ – könne Grundstoff fĂŒr solche synthetischen Kraftstoffe oder fĂŒr die chemische Industrie sein oder selbst als Antriebsstoff und EnergietrĂ€ger dienen. Mit dem geplanten LNG-Terminal in BrunsbĂŒttel und seiner hohen Produktion an regenerativer Energie sei Schleswig-Holstein fĂŒr beide Technologien ein idealer Standort. „Mit dem Reallabor-Programm der Bundesregierung können wir einen großen Schritt zum Aufbau industrieller Produktionsstrukturen fĂŒr grĂŒnen Wasserstoff machen“, erklĂ€rte von Knobelsdorff.

    Lkw mit LNG-Antrieb sind bereits jetzt von verschiedenen Herstellern am Markt erhĂ€ltlich. Auch die CNG-Technologie sei bereits seit Jahrzehnten bewĂ€hrt, wie die Vertreter der Lkw-Hersteller Iveco Magirus und Volvo Trucks, Manfred Kuchlmayr und Michael Scheuern, ausfĂŒhrten. Brennstoffzellen-elektrische Antriebe fĂŒr Pkw sind zwar schon serienreif, fĂŒr Lkw jedoch noch im Demonstrations-Stadium. Das Problem: Weder fĂŒr LNG noch fĂŒr Wasserstoff gibt es bisher ein flĂ€chendeckendes Tankstellen-Netz. Doch das soll sich Ă€ndern: Adem Ates stellte die Dienstleistungen der LIQVIS GmbH vor, die zurzeit acht neue LNG-Tankstellen in Deutschland installiert und bereit ist mehr zu bauen, sobald an einem Ort mehr als 30 LNG-Lkw vorhanden sind. FĂŒr Wasserstoff-Tankstellen will das Firmenkonsortium H2-Mobility sorgen. Es hat bereits 60 Tankstellen in Deutschland gebaut und plant 40 weitere. Referent Nikolas Iwan wies darauf hin, dass der Coop-Verband der Schweiz 1000 Brennstoffzellen-elektrische Lkw fĂŒr die Belieferung seiner MĂ€rkte bestellt habe.

    Dr. Felix Weise vom Zertifizierungs-Unternehmen DNV GL riet, lieber auf eine Übergangstechnologie zu setzen als ĂŒber die eine, große Zukunftslösung zu diskutieren. Er verwies auf den geringeren Schadstoffausstoß von LNG und empfahl, Ausschreibungen an Emissions-Einsparungen zu koppeln.

    Silke Rittgerott vom Bundesverkehrsministerium erlĂ€uterte die MobilitĂ€ts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS), die der Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele – die Reduktion des CO2-Ausstoßes um 40 % bis 2030 - verpflichtet ist. Sie setzt auf einen Mix aus Elektrifizierung, LNG, CNG, Brennstoffzellen und Hybrid-Oberleitungs-Fahrzeugen und StrategierahmenplĂ€ne fĂŒr den Aufbau einer angemessenen Tank- und Ladeinfrastruktur. Rittgerott stellte die Fördermaßnahmen fĂŒr CNG/ LNG und Wasserstoff vor, von Energiesteuer-ErmĂ€ĂŸigung, Mautbefreiung und InvestitionszuschĂŒssen bis zu Förderprogrammen wie dem Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP).

    Dr. Thomas Rackow vom Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein warb um VerstĂ€ndnis fĂŒr die bisherige ZurĂŒckhaltung seiner Branche bei Investitionen in neue Antriebe: „Es ist nicht gut, wenn sich die Rahmenbedingungen zu schnell Ă€ndern. Wie brauchen Planungssicherheit.“ Holger Matzen von der Logistik-Initiative Schleswig-Holstein appellierte dagegen an seine Kollegen: „Wir mĂŒssen schneller und innovativer agieren und Dinge einfach mal ausprobieren.“

    „Wir wollen mögliche Pfade hin zu einer Energiewende im Verkehrssektor aufzeigen“, fasste Axel Wiese von der Netzwerkagentur EE.SH zusammen. „Das Grundlagenwissen ĂŒber alternative Antriebe und die Kontakte, die bei dieser Veranstaltung entstanden sind, können dazu beitragen, dass sich Logistiker und die Erneuerbare-Energien-Branche in Schleswig-Holstein annĂ€hern und zusammenarbeiten.“


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